Graffiti in Palma – genauer hinsehen lohnt sich
Eigentlich bin ich kein Freund von ungewollten Graffiti an Hauswänden – denn fremdes Eigentum sollte man respektieren. Doch wer mit offenen Augen durch die Straßen Palmas spaziert, entdeckt schnell: Graffiti ist nicht gleich Schmiererei. Zwischen kritzeligen Tags und bunten Buchstaben verstecken sich oft echte Kunstwerke, die Geschichten erzählen oder politische Botschaften transportieren.
Manchmal lohnt es sich, den Kopf zu heben oder in kleine Seitengassen zu biegen – dort findet man wahre Schätze urbaner Kunst, oft so versteckt, dass nur aufmerksame Spaziergänger sie bemerken. Besonders rund um die Carrer de Can Pisà lohnt sich ein Blick – einfach ins Navi eingeben und treiben lassen.
Dynamische Entwicklung urbaner Protestkunst
(*1)
Das gezeigte Werk ist ein prägnantes Beispiel für die dynamische Evolution urbaner Protestkunst und ihre dialogische Kraft im öffentlichen Raum. Ursprünglich zeigte es den ehemaligen spanischen König hinter einem Gitter – eine bewusst provokante Metapher, die in ihrer klaren Symbolik sowohl Machtkritik als auch gesellschaftliche Enttäuschung verkörperte. Das Motiv reagierte auf die in Spanien viel diskutierten Korruptions- und Finanzskandale rund um Offshore-Konten, verdeckte Zahlungen und ethische Verfehlungen, die den Monarchen in Misskredit brachten und zu seinem freiwilligen Exil in Dubai führten.
Die anschließende Entwicklung des Werkes – vom ursprünglichen Porträt über seine Unkenntlichmachung bis hin zur karikaturhaften Neuinterpretation und späteren Entfernung – dokumentiert die vielschichtige Kommunikation zwischen Künstlern, Stadtgesellschaft und staatlicher Ordnung. In dieser sich wandelnden Form offenbart das Werk den flüchtigen, aber intensiven Charakter urbaner Kunst: Street Art als temporäres Medium des kollektiven Ausdrucks, das politische Realität in visuelle Symbolik übersetzt und so zum kritischen Spiegel gesellschaftlicher Stimmungen wird. Geblieben ist lediglich das goldene, aus einem Zollstock geformte Krönchen – als leises, poetisches Echo eines vergangenen Dialogs im Stadtraum.
Kleine Street-Art-Lehre: Graffiti ist nicht gleich Graffiti
- 1. Spray-Paint Graffiti (Classic Graffiti / Style Writing): Die klassische Form mit Spraydosen – entstanden aus den Tags der 1970er-Jahre. Daraus entwickelten sich komplexe Wildstyles, Throw-Ups und Pieces.
- 2. Stencil Art (Schablonenkunst): Bekannt durch Banksy – mit Schablonen aufgesprühte Motive, oft politisch, pointiert und präzise.
- 3. Paste-Ups / Wheatpaste Art (Papiercollagen): Mit Papier oder Plakaten aufgeklebt, häufig mit Kleister. Perfekt für großflächige oder illustrative Motive.
- 4. Sticker Art (Slaps): Kleine Aufkleber mit Motiven oder Signaturen, die sich in der ganzen Stadt verteilen lassen.
- 5. Mural Art (Urban Wall Art): Großflächige Wandbilder – oft genehmigt, professionell gestaltet, künstlerisch anspruchsvoll.
- 6. Mixed Media / Installationen: Kombination verschiedener Materialien, 3D-Objekte oder Lichtkunst – experimentell und kreativ.
💡 Hinweis in eigener Sache
Wir distanzieren uns ausdrücklich von jeder Form der nicht autorisierten Bemalung oder Beschädigung fremden Eigentums. Street Art darf niemals auf Kosten anderer entstehen, sondern sollte an freigegebenen Orten ihren Platz finden – als legaler, respektvoller und kreativer Ausdruck urbaner Kultur.
🤍 Ebenso möchten wir betonen, dass wir keine Bewertung oder Kritik (*1) am spanischen Königshaus vornehmen und uns dies auch nicht zusteht. Als Gäste in diesem Land begegnen wir Spanien, seinen Menschen, seiner Kultur und seinem Königshaus mit Respekt und Wertschätzung. Unsere Darstellung bewertet ausschließlich die dynamische Entwicklung dieses Kunstwerks aus künstlerischer Perspektive – als Teil des lebendigen Dialogs zeitgenössischer Urban Art.
Street Art in Palma entdeckt?
Ich bin immer auf der Suche nach neuen Street-Art-Werken und versteckten Kunstobjekten in Palma. Wenn du ein solches Werk entdeckt und selbst fotografiert hast, freue ich mich über deine WhatsApp-Einsendung mit Foto und Standort. Der Text enthält bereits den Hinweis, dass du das Foto selbst aufgenommen hast und die Veröffentlichung auf mallorca-empfehlungen.de erlaubst. Danke fürs Mitmachen!
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